Veröffentlicht am Mai 15, 2024

Entgegen der landläufigen Meinung ist Resilienz keine angeborene Eigenschaft, sondern ein trainierbares „psychologisches Immunsystem“, das Sie aktiv stärken können.

  • Wahre Stärke liegt nicht in Unverwundbarkeit, sondern in der strategischen Entscheidung, um Hilfe zu bitten.
  • Effektive Erholung findet nicht im Jahresurlaub statt, sondern in gezielten Mikropausen im Alltag.

Empfehlung: Beginnen Sie damit, eine der sieben Säulen der Resilienz als Ihren persönlichen „Trainingsfokus“ für die nächste Woche zu wählen.

Stress ist eine universelle Erfahrung. Jeder kennt das Gefühl, von den Anforderungen des Alltags, beruflichen Druck oder persönlichen Krisen überrollt zu werden. Die gängige Reaktion darauf ist oft passiv: Wir versuchen, Stress zu vermeiden, uns abzuhärten oder ihn einfach zu ertragen. Wir hoffen, dass der Sturm vorüberzieht, und fühlen uns dabei oft als Opfer der Umstände. Doch was wäre, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, dem Sturm auszuweichen, sondern zu lernen, im Regen zu tanzen? Was, wenn wir unsere innere Widerstandsfähigkeit nicht als gegeben hinnehmen, sondern als etwas, das wir aktiv formen und trainieren können?

Dieser Ansatz verändert alles. Anstatt sich auf äußere Umstände zu konzentrieren, richtet er den Blick nach innen – auf unser psychologisches Immunsystem. Genau wie sein biologisches Gegenstück kann dieses System trainiert werden, um effektiver auf „Krankheitserreger“ wie Stress, Rückschläge und Enttäuschungen zu reagieren. Es geht nicht darum, unverwundbar zu werden, sondern darum, die Fähigkeit zu entwickeln, sich schneller zu erholen, aus Herausforderungen zu lernen und daran sogar zu wachsen. Viele Menschen glauben, Resilienz sei eine feste Charaktereigenschaft, die man hat oder eben nicht. Doch die moderne Resilienzforschung zeichnet ein anderes Bild.

Die Wahrheit ist: Resilienz ist eine dynamische Kompetenz, eine Sammlung von mentalen „Muskeln“, die jeder von uns trainieren kann. Dieser Artikel ist Ihr Trainingsplan. Wir werden die verbreiteten Mythen über Stärke und Durchhaltevermögen entlarven und Ihnen zeigen, wie Sie Ihr psychologisches Immunsystem gezielt stärken. Sie werden lernen, Ihre Gedanken strategisch zu lenken, die Kraft der Verletzlichkeit zu nutzen und Erholung als festen Bestandteil Ihres Alltags zu etablieren. Es ist an der Zeit, vom passiven Erdulder zum aktiven Architekten Ihrer inneren Stärke zu werden.

Um diesen Weg strukturiert zu gehen, beleuchten wir die entscheidenden Bausteine für ein starkes psychologisches Immunsystem. Der folgende Überblick führt Sie durch die Kernthemen, von den fundamentalen Säulen der Resilienz bis hin zu konkreten Alltagsstrategien.

Die 7 Säulen der inneren Stärke: Ein praktischer Leitfaden zum Aufbau von mentaler Widerstandsfähigkeit

Das Konzept eines „psychologischen Immunsystems“ mag abstrakt klingen, aber es basiert auf konkreten, trainierbaren Fähigkeiten. Die Resilienzforschung hat sieben Kernbereiche identifiziert, die wie die tragenden Säulen eines Gebäudes unsere mentale Widerstandsfähigkeit stützen. Diese sind keine angeborenen Talente, sondern mentale Muskeln, die durch regelmäßiges Training gestärkt werden können. Betrachten Sie sie als Ihr persönliches Fitnessprogramm für den Geist.

Die sieben Säulen umfassen:

  • Soziale Beziehungen: Ein stabiles Netz aus Familie und Freunden aufbauen und pflegen.
  • Akzeptanz: Unveränderliche Situationen annehmen, um Energie für das zu sparen, was Sie beeinflussen können.
  • Lösungsorientierung: Krisen als überwindbare Probleme betrachten und aktiv nach Lösungen suchen.
  • Optimismus: Eine zuversichtliche Grundhaltung kultivieren, ohne die Realität aus den Augen zu verlieren.
  • Selbstwirksamkeit: Der Glaube an die eigene Fähigkeit, Herausforderungen meistern zu können.
  • Zukunftsplanung: Realistische Ziele setzen und aktiv verfolgen, um ein Gefühl von Kontrolle und Richtung zu haben.
  • Verantwortung übernehmen: Die Opferrolle verlassen und aktiv das eigene Leben gestalten.

Der Aufbau dieser Säulen ist ein anerkannter Weg zur Prävention von stressbedingten Erkrankungen. In Deutschland wird dies so ernst genommen, dass Krankenkassen zertifizierte Resilienz-Präventionskurse unterstützen. Wie die Fallstudie zu Präventionskursen nach § 20 SGB V zeigt, bezuschussen die Kassen diese Trainings, was einen einfachen Zugang zu professioneller Anleitung ermöglicht. Dies bestätigt: Resilienz ist keine Privatsache, sondern eine Gesundheitskompetenz, deren Förderung gesellschaftlich verankert ist.

Die Macht Ihrer Gedanken ändern: Eine Technik, um stressige Denkmuster zu durchbrechen

Resilienz ist kein Persönlichkeitsmerkmal, sondern eine dynamische Kompetenz, die du schulen kannst.

– Akademie für Sport und Gesundheit, Resilienz-Ratgeber

Diese Aussage bringt den Kern der modernen Resilienzforschung auf den Punkt. Und das wichtigste Trainingsfeld für diese Kompetenz ist unser eigener Kopf. Stress entsteht oft nicht durch das Ereignis selbst, sondern durch unsere Bewertung des Ereignisses. Negative Denkmuster wie Katastrophisieren („Das wird eine absolute Katastrophe!“), Schwarz-Weiß-Denken („Wenn ich das nicht perfekt mache, bin ich ein Versager“) oder übermäßige Verallgemeinerung („Immer passiert mir das!“) wirken wie ein Brandbeschleuniger für Stress. Sie sind die Viren, die unser psychologisches Immunsystem schwächen.

Eine der effektivsten Techniken, um diese Muster zu durchbrechen, ist die kognitive Umstrukturierung. Dieser Prozess besteht aus drei Schritten:

  1. Identifizieren: Werden Sie sich des automatischen negativen Gedankens bewusst, sobald er auftaucht. Benennen Sie ihn: „Aha, das ist wieder der Katastrophen-Gedanke.“
  2. Hinterfragen: Stellen Sie den Gedanken wie ein Anwalt ins Kreuzverhör. Ist dieser Gedanke zu 100 % wahr? Gibt es andere, weniger dramatische Erklärungen? Was ist das Worst-Case-Szenario, und wie wahrscheinlich ist es wirklich? Was würde ich einem Freund in dieser Situation raten?
  3. Ersetzen: Formulieren Sie einen neuen, realistischeren und konstruktiveren Gedanken. Aus „Das schaffe ich niemals“ wird „Das ist eine große Herausforderung. Ich werde sie Schritt für Schritt angehen und mir bei Bedarf Hilfe holen.“

Dieser Prozess ist kein einmaliger Trick, sondern ein kontinuierliches Training. Jedes Mal, wenn Sie einen negativen Gedanken bewusst wahrnehmen und ihn aktiv umformulieren, stärken Sie die neuronalen Bahnen für eine resilientere Denkweise. Sie trainieren Ihr Gehirn, automatisch konstruktivere Pfade zu wählen, anstatt in die alten, ausgetretenen Stress-Pfade zu verfallen.

Nahaufnahme eines nachdenklichen Gesichts mit abstrakten Lichtmustern, die die Transformation von Gedanken symbolisieren

Wie die Abbildung andeutet, ist dieser Prozess wie das Umleiten von Lichtstrahlen. Anfangs erfordert es bewusste Anstrengung, die Richtung zu ändern, aber mit der Zeit wird der neue, hellere Weg zur Selbstverständlichkeit. Dies ist die Grundlage für psychologische Flexibilität – die Fähigkeit, sich mental an wechselnde Umstände anzupassen, anstatt starr in schädlichen Mustern gefangen zu sein.

Der „Superman“-Mythos: Warum wahre Resilienz in der Fähigkeit liegt, verletzlich zu sein und um Hilfe zu bitten

In unserer Kultur wird Stärke oft mit Unverwundbarkeit gleichgesetzt. Der „Superman“ oder die „Superwoman“, die alles allein schafft, nie klagt und jeden Schmerz stoisch erträgt, ist ein tief verankertes Ideal. Doch für unser psychologisches Immunsystem ist dieser Mythos pures Gift. Der Versuch, unverwundbar zu sein, führt zu Isolation und verhindert, dass wir auf eine der mächtigsten Ressourcen zurückgreifen, die wir haben: die Unterstützung durch andere.

Wahre Resilienz bedeutet nicht, niemals Hilfe zu benötigen. Sie bedeutet, zu wissen, wann man Hilfe braucht und den Mut zu haben, danach zu fragen. Um Hilfe zu bitten, ist keine Schwäche, sondern eine strategische Entscheidung. Es ist das Eingeständnis, dass die eigenen Ressourcen momentan nicht ausreichen, und die kluge Handlung, externe Unterstützung anzufordern, um eine Überlastung des Systems zu verhindern. Es ist wie bei einer Infektion: Manchmal braucht das Immunsystem ein Antibiotikum von außen, um zu gewinnen.

Leider ist die Hemmschwelle, um Hilfe zu bitten, besonders im beruflichen Kontext in Deutschland immer noch hoch. Viele Arbeitnehmer fürchten, als nicht belastbar oder schwach angesehen zu werden. Dabei werden oft die vorhandenen, niedrigschwelligen Anlaufstellen übersehen. Wie Experten betonen, sind Angebote wie Betriebsärzte, die betriebliche Sozialberatung oder externe Mitarbeiterberatungsprogramme (EAP) vielen nicht bekannt. Diese Systeme sind genau dafür geschaffen, vertrauliche und professionelle Unterstützung zu bieten, bevor aus einer Belastung eine ernsthafte psychische Erkrankung wird. Sie sind das „Antibiotikum“, das Unternehmen zur Verfügung stellen, um das psychologische Immunsystem ihrer Mitarbeiter zu schützen.

Der Rückzugs-Fehler: Warum Sie in Stressphasen Ihre Freunde mehr brauchen als eine leere To-Do-Liste

Wenn der Druck steigt und die To-Do-Liste überquillt, ist eine der häufigsten Reaktionen der soziale Rückzug. Wir sagen Verabredungen ab, meiden Anrufe und isolieren uns, um „Zeit zu sparen“ und uns „auf das Wesentliche zu konzentrieren“. Dieser Impuls ist verständlich, aber aus Sicht der Resilienzforschung ein fundamentaler Fehler. In Stressphasen sind soziale Kontakte nicht der Dieb unserer Zeit, sondern das wichtigste Ladegerät für unser psychologisches Immunsystem.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Menschen, die ein stabiles soziales Netzwerk haben, deutlich weniger Stress erleben und gesünder bleiben.

– Christina Stenglein, Expertin für Resilienz

Soziale Interaktion setzt Hormone wie Oxytocin frei, die den Spiegel des Stresshormons Cortisol senken. Ein Gespräch mit einem guten Freund kann eine festgefahrene Perspektive auflösen und uns daran erinnern, dass wir mit unseren Problemen nicht allein sind. Ein stabiles soziales Netz wirkt wie ein Puffer, der die Wucht von Rückschlägen abfedert. Sich zurückzuziehen ist, als würde man bei einem Autounfall den Airbag abschalten, um Benzin zu sparen – es ist kontraproduktiv und gefährlich.

Ein herausragendes Beispiel für die Kraft strukturierter sozialer Netze ist die deutsche Vereinskultur. Mit rund 24 Millionen Mitgliedern in etwa 600.000 Vereinen bietet Deutschland eine kulturell tief verankerte Möglichkeit, stabile soziale Bindungen außerhalb von Familie und Beruf aufzubauen. Ob im Sportverein, im Chor oder im Heimatverein – diese Gemeinschaften schaffen regelmäßige, verlässliche Kontaktpunkte und fördern ein Gefühl der Zugehörigkeit. Studien bestätigen, dass Vereinsmitglieder oft eine höhere psychische Widerstandskraft aufweisen und besser mit Stress umgehen können, was die AOK in ihren Analysen zur Resilienzförderung hervorhebt. Sie sind ein Paradebeispiel dafür, wie proaktiver Aufbau sozialer Ressourcen das psychologische Immunsystem nachhaltig stärkt.

Vermeiden oder Akzeptieren? Die strategische Entscheidung, die über Ihre langfristige Stressbelastung entscheidet

Wenn wir mit einer unangenehmen Situation konfrontiert sind – sei es ein Konflikt mit einem Kollegen, eine beängstigende Diagnose oder eine finanzielle Sorge –, haben wir zwei grundlegende Optionen: Wir können versuchen, die Situation und die damit verbundenen Gefühle zu vermeiden, oder wir können sie akzeptieren. Die Vermeidungsstrategie fühlt sich kurzfristig oft leichter an. Wir lenken uns ab, verdrängen den Gedanken oder gehen dem Problem aus dem Weg. Doch langfristig hat diese Strategie einen hohen Preis.

Vermeidung ist, als würde man einen Ball unter Wasser drücken. Es erfordert kontinuierliche Energie, und sobald man einen Moment nachlässt, schießt der Ball mit voller Wucht an die Oberfläche – oft in einem unpassenden Moment. Akzeptanz hingegen ist wie das bewusste Eintauchen ins kalte Wasser. Der erste Moment ist unangenehm und erfordert Mut, aber danach kann man sich auf das Schwimmen konzentrieren. Akzeptanz bedeutet nicht Resignation oder Gutheißen. Es bedeutet, die Realität anzuerkennen, wie sie ist, um von einem festen Standpunkt aus handeln zu können.

Die Wahl zwischen Vermeidung und Akzeptanz ist eine der wichtigsten strategischen Entscheidungen für die Energiebilanz unseres psychologischen Immunsystems. Der folgende Vergleich, basierend auf Analysen von Gesundheitskassen wie der Techniker Krankenkasse, verdeutlicht die unterschiedlichen Kosten.

Energiekosten: Vermeidung vs. Akzeptanz
Strategie Kurzfristige Kosten Langfristige Auswirkungen Energiebilanz
Vermeidung Niedrig (scheinbare Entlastung) Hoher Dauerstress, Problem bleibt bestehen Negativ (kontinuierlicher Energieverlust)
Akzeptanz Hoch (emotionale Konfrontation) Problemlösung, innerer Frieden Positiv (einmalige Investition)

Die Tabelle zeigt klar: Vermeidung ist ein Energieleck, während Akzeptanz eine Investition ist. Die bewusste Entscheidung für Akzeptanz bei unveränderlichen Dingen setzt enorme mentale Ressourcen frei. Diese Energie kann dann genutzt werden, um die Dinge zu gestalten, die tatsächlich in unserem Einflussbereich liegen – ein Kernprinzip resilienten Handelns.

Der „Keine-Zeit-für-Entspannung“-Mythos: Wie Mikropausen im Alltag effektiver sind als ein Jahresurlaub

„Ich habe keine Zeit für Entspannung.“ Dieser Satz ist wohl eine der häufigsten und gleichzeitig schädlichsten Selbstlügen in unserer leistungsorientierten Gesellschaft. Wir neigen dazu, Erholung als Luxus zu betrachten, den man sich am Wochenende oder im Jahresurlaub gönnt. Doch unser psychologisches Immunsystem funktioniert nicht so. Es braucht keine großen, seltenen Erholungsblöcke, sondern regelmäßige, kurze Regenerationsphasen – genau wie ein Sportler zwischen den Sprints durchatmen muss.

Hier kommen die Mikropausen ins Spiel. Das sind kurze, bewusste Unterbrechungen von ein bis zehn Minuten, die über den Tag verteilt sind. Ihre Wirksamkeit liegt in der Regelmäßigkeit, nicht in der Dauer. Sie unterbrechen den Anstieg des Stresshormons Cortisol, bevor es ein kritisches Level erreicht, und geben dem Gehirn die Chance, in einen anderen Modus zu schalten. Dies ist so fundamental, dass selbst der Gesetzgeber die Notwendigkeit von Unterbrechungen anerkennt: Das deutsche Arbeitszeitgesetz schreibt vor, dass nach spätestens sechs Stunden Arbeit eine Pause von 30 Minuten eingelegt werden muss. Mikropausen sind die proaktive, kleinteilige Umsetzung dieses Prinzips.

Weitwinkelaufnahme eines minimalistischen Büroraums, in dem eine Person in einer Ecke entspannt meditiert

Der Schlüssel liegt darin, die Pause wirklich als Pause zu nutzen – nicht, um private E-Mails zu checken oder Social Media zu durchforsten, was oft nur eine andere Art von mentaler Belastung darstellt. Echte Mikropausen sind zum Beispiel:

  • 1-Minuten-Pause: Augen schließen, tief in den Bauch atmen und bewusst ausatmen.
  • 5-Minuten-Pause: Aufstehen, strecken, zum Fenster gehen und den Blick in die Ferne schweifen lassen.
  • 10-Minuten-Pause: Eine Runde um den Block gehen, ohne auf das Handy zu schauen.

Diese kleinen „Resets“ summieren sich über den Tag und haben einen größeren nachhaltigen Effekt auf unser Stresslevel als ein zweiwöchiger Urlaub, nach dem wir oft wieder direkt in die alten Muster verfallen. Um Ihre eigene Strategie zu optimieren, kann ein kurzer Selbst-Audit helfen.

Ihr 5-Punkte-Plan zur Auditierung Ihrer Pausen-Strategie

  1. Stress-Kontaktpunkte identifizieren: Notieren Sie eine Woche lang, in welchen Situationen (z.B. nach langen Meetings, vor Deadlines) Sie sich am gestressten fühlen.
  2. Pausen-Inventar erstellen: Listen Sie auf, welche Art von Pausen Sie bisher machen. Sind es echte Erholungspausen oder nur Aufgabenwechsel (z.B. von Arbeits-E-Mails zu privaten Nachrichten)?
  3. Abgleich mit Zielen: Prüfen Sie, ob Ihre Pausen zur Art der Belastung passen. Nach intensiver Kopfarbeit könnte eine kurze körperliche Aktivität (Dehnen) sinnvoller sein als eine weitere bildschirmbasierte Tätigkeit.
  4. Qualität bewerten: Bewerten Sie auf einer Skala von 1-5, wie erholt Sie sich nach Ihren typischen Pausen fühlen. Eine 1 steht für „gar nicht“, eine 5 für „deutlich erfrischt“.
  5. Integrationsplan entwickeln: Identifizieren Sie einen „leeren“ Slot von 5 Minuten in Ihrem Kalender und planen Sie dort eine hochwertige Mikropause fest ein. Behandeln Sie diesen Termin wie ein wichtiges Meeting.

Der „Egoismus“-Mythos: Warum bewusste Selbstfürsorge die Grundlage für Leistungsfähigkeit und Fürsorge für andere ist

Sich Zeit für sich selbst zu nehmen, Grenzen zu setzen oder „Nein“ zu sagen, wird oft mit einem negativen Stempel versehen: Egoismus. Besonders Menschen in helfenden Berufen oder mit hoher Familienverantwortung haben oft das Gefühl, sie müssten sich selbst zurückstellen, um für andere da zu sein. Dieses Denken ist nicht nur falsch, es ist gefährlich. Es führt zu Burnout, Erschöpfung und letztendlich dazu, dass man für niemanden mehr da sein kann – auch nicht für sich selbst.

Bewusste Selbstfürsorge (Self-Care) ist kein Egoismus, sondern essenzielle Systemwartung für unser psychologisches Immunsystem. Es ist das Äquivalent zum Auftanken eines Autos, bevor man eine lange Reise antritt. Ein leeres Auto nützt niemandem. Ein ausgebrannter Mensch auch nicht. Die dramatischen Zahlen aus der Arbeitswelt belegen dies: Der DAK-Psychreport 2024 zeigt erschreckende 323 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte aufgrund psychischer Erkrankungen im Jahr 2023. Das ist ein Anstieg von 52 % im Zehnjahresvergleich und ein klares Alarmsignal, dass die Vernachlässigung der eigenen mentalen Ressourcen enorme gesellschaftliche und wirtschaftliche Kosten verursacht.

Die Erkenntnis, dass mentale Gesundheit eine Voraussetzung für Leistung ist, spiegelt sich auch in der deutschen Gesetzgebung wider. Die gesetzlich verankerte psychische Gefährdungsbeurteilung nach § 5 ArbSchG verpflichtet Arbeitgeber in Deutschland, die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zu evaluieren und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Dies zeigt: Selbstfürsorge ist kein privater Luxus, sondern eine betriebliche Notwendigkeit. Unternehmen, die aktiv in betriebliches Gesundheitsmanagement und Resilienz-Programme investieren, verzeichnen nachweislich weniger psychisch bedingte Fehltage. Selbstfürsorge ist somit die intelligenteste und nachhaltigste Strategie, um langfristig leistungsfähig, gesund und fürsorglich für andere bleiben zu können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Resilienz ist keine feste Eigenschaft, sondern ein trainierbares „psychologisches Immunsystem“.
  • Wahre Stärke zeigt sich nicht in Unverwundbarkeit, sondern in der strategischen Entscheidung, Hilfe anzunehmen.
  • Regelmäßige Mikropausen sind für die Stressregulation wirksamer als seltene, lange Urlaube.

Runterfahren für schöne Haut: Wie Sie mit gezielter Stressbewältigung Ihr Hautbild beruhigen

Der Zusammenhang zwischen unserer Psyche und unserem Körper ist nirgends so sichtbar wie auf unserer Haut. Sie wird oft als „Spiegel der Seele“ bezeichnet – und das aus gutem Grund. Anhaltender Stress versetzt den Körper in einen permanenten Alarmzustand. Er schüttet vermehrt Hormone wie Cortisol aus, die entzündliche Prozesse im Körper fördern. Das Ergebnis zeigt sich oft direkt auf der Haut: Rötungen, Unreinheiten, Trockenheit oder das Aufflammen chronischer Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Schuppenflechte oder Akne.

Diese Verbindung ist keine bloße Vermutung, sondern wissenschaftlich belegt. Eine Studie der Techniker Krankenkasse belegt, dass der Zusammenhang signifikant ist: Während nur 47 % der selten Gestressten über körperliche Symptome klagen, leiden 74 % der häufig Gestressten unter Beschwerden wie Hautproblemen. Ein starkes psychologisches Immunsystem, das Stress effektiv regulieren kann, ist somit auch eine der besten Strategien für eine gesunde und ruhige Haut. Techniken wie Achtsamkeit, Meditation oder die bereits erwähnten Mikropausen helfen dem Nervensystem, vom „Kampf-oder-Flucht“-Modus in den „Ruhe-und-Verdauungs“-Modus zu schalten. Diese Entspannungssignale kommen direkt bei der Haut an.

Makroaufnahme gesunder Haut mit sichtbaren Poren und natürlicher Textur

Gezielte Stressbewältigung wirkt von innen nach außen. Sie reduziert die Produktion von Stresshormonen, dämpft Entzündungsreaktionen und verbessert die Durchblutung, was die Haut mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Anstatt also nur teure Cremes aufzutragen, um Symptome zu bekämpfen, ist die Stärkung der eigenen Resilienz ein fundamentaler Ansatz, um die Ursache vieler stressbedingter Hautprobleme anzugehen. Es ist die ultimative „Pflege von innen“, die langfristig für ein ausgeglicheneres und gesünderes Hautbild sorgt.

Das Verständnis für den direkten Zusammenhang zwischen Psyche und Hautbild macht deutlich, wie wichtig eine gezielte Stressbewältigung für die Hautgesundheit ist.

Sie haben nun die wesentlichen Strategien und Denkweisen kennengelernt, um Ihr psychologisches Immunsystem zu stärken. Es geht nicht darum, ein Leben ohne Stress zu führen – das ist eine Illusion. Es geht darum, die Werkzeuge zu besitzen, um auf die Stürme des Lebens nicht mit Angst, sondern mit Kompetenz und Vertrauen in die eigene Stärke zu reagieren. Übernehmen Sie jetzt die Rolle des Architekten Ihrer inneren Stärke. Der erste Schritt ist nicht, auf den nächsten Sturm zu warten, sondern heute mit dem Training zu beginnen.

Geschrieben von Anja Bauer, Anja Bauer ist eine ganzheitliche Gesundheits- und Ernährungsberaterin mit 10 Jahren Erfahrung in der Begleitung von Klienten zu mehr Wohlbefinden. Ihre Spezialität ist die Verbindung zwischen Darmgesundheit, mentalem Gleichgewicht und dem Erscheinungsbild der Haut.